"Das sind die Baustoffe für den Wiederaufbau im Ahrtal!" - Osthessen | Nachrichten

2021-11-16 21:57:28 By : Ms. Chloe Huang

18.09.21 - Die Flutkatastrophe im Ahrtal hat Sebastian Reinhardt aus Großenlüder nicht losgelassen: Nachdem er uns von seiner anstrengenden und selbstlosen Arbeit dort erzählt hat, ist er noch mit vielen anderen ehrenamtlichen Helfern vor Ort. Er schreibt:

„Kaum wieder daheim nach meinem ehrenamtlichen Einsatz im zerstörten Überschwemmungsgebiet, habe ich (mit Unterstützung von OSTHESSEN | NEWS) die „Hilfsaktion Wiederaufbau – Osthessen hilft!“ ins Leben gerufen! „Dringend benötigtes Baumaterial für die Menschen an der Ahr zu sammeln. Die ersten Tage war ich etwas frustriert. Auf einen direkten Brief an knapp 40 Handels-, Handwerks- und Produktionsbetriebe haben sich gerade mal 4 Firmen gemeldet, davon schon drei Firmen aktiv vor Ort mitmachen.

Aber dann ging es los, unzählige E-Mails erreichten mich und ich hatte viele Gespräche. Sehr berührende Gespräche mit Menschen, die mir Einblicke in ihr Leben und ihre Beweggründe gegeben haben. Viele fühlten sich wie ich. Sie hatten im Krisengebiet geholfen und waren tief berührt von dem, was sie erlebt hatten. Wer schon einmal mit dem Elend vor Ort in Berührung gekommen ist, lässt es nicht mehr los, er möchte weiter helfen und die Menschen in ihrer Not nicht allein lassen.

Ein Bundespolizist, der zur Suche nach Vermissten oder Leichen eingesetzt wurde, meldete sich bei mir. Sowie ein sehr bemerkenswertes Paar vom Kiebitz. Um mit mir in Kontakt zu treten, haben sie nach dem Bericht in den Osthessen-News über meine Arbeit in Mayschoß und Marienthal sogar einen Facebook-Anruf gestartet. In der letzten Woche haben wir mehrmals telefoniert. Die beiden haben auch das Wundertäter-Syndrom. Innerhalb kürzester Zeit sammelte sie mit ihren Freundinnen Spenden und reiste letzte Woche mit einem LKW und zwei Anhängern voll beladen mit Baumaterial und sechs Freundinnen nach Mayschoß. Nur so können wir den Menschen in ihrer zerstörten Heimat wirklich helfen, wir müssen sie aktiv unterstützen, damit sie die Kraft zum Wiederaufbau haben. Dies ist nur gemeinsam möglich.

Dieser Idee folgten die Mayschoß-Pioniere vor 153 Jahren, als sie die erste Winzergenossenschaft im Ahrtal gründeten. Nach dem Motto von Herrn Raiffeisen, der auch heute noch trägt "Was man alleine nicht kann, schaffen es viele!"

Dieser Gedanke, diese Verbundenheit, erfüllt das gesamte Ahrtal, durch alle Dörfer von der Eifel bis zum Rhein, entlang der maroden Bahngleise, Brücken und schlecht ausgebauten Straßen. Entlang der entkernten Häuser, die mit ihren fensterlosen Hohlräumen ängstlich dem Winter entgegenblicken, in denen die Menschen so sehr hoffen, dass sie bis Weihnachten ihre Häuser trocken und heizbar genug haben, um aus der Notunterkunft in ihre Heimat und ihre Dorfgemeinschaft zurückkehren zu können. Und die Obdachlosen hoffen, während des Wiederaufbaus ein neues Zuhause in der Nähe zu finden.

Bei den Familien, über die ich seit meiner Verstemmung berichtet habe, ist viel passiert. Die Helfer aus dem Kiebitzgrund haben dort tolle Arbeit geleistet. Die Keidels haben sogar wieder warmes Wasser! Die Abflüsse im Haus wurden repariert, damit die Toilette und das Waschbecken wieder benutzt werden können. Ein Meilenstein auf dem Weg zur Normalität! Auch die Elektroinstallation ist auf gutem Weg. Maria erhielt für ihr Nebengebäude eine neue Tür, im Nachbarhaus wurden die Kellerwände verputzt, damit sich kein Schimmel bilden konnte. Das nicht benötigte Material wurde dem riesigen Baustoffzelt in Walporzheim gespendet. Das Zelt ist eine geniale Idee von Wilhelm Hartmann, die von privaten Helfern aus dem Nichts aufgebaut wurde.

Hier werden Baumaterialien gesammelt, Spenden aus ganz Deutschland. Alle von der Flut Betroffenen in Not können hier Material bekommen, alles ist kostenlos und zeigt die große Solidarität der Menschen, die mitfühlen – und zum Glück sind es überwältigend!

Die Helfer aus dem Kiebitzgrund haben mir diese Woche unter Tränen erzählt, dass die Familie Keidel trotz aller Hilfe aufgegeben hat und das Haus wahrscheinlich verkaufen wird. Herr Keidel ist krank - sehr krank. Die Flut hat ihnen ihren Rückzugsort geraubt. Der sichere Hafen, der Ihnen Kraft und Entspannung für die anstrengende Therapie von Herrn Keidel gibt. Schade, aber am Ende leider verständlich. Leider erlaubt die gesundheitliche Situation von Herrn Keidel auch mit Hilfe von Helfern keinen Wiederaufbau. Die Arbeit war jedoch nicht umsonst. Die Hilfe zeigte ihnen, dass es in dieser schwierigen Zeit noch Lichtblicke gibt. Ich wünsche dir alles Gute und viel Kraft für die Zukunft. Hoffentlich wird auch für sie alles zum Besseren.

Zahlreiche Menschen haben mir auch zugesagt, mich mit Materialspenden für das Bauzelt zu unterstützen. Sowohl in Form von Baumaterialien als auch in Form von Geldspenden. Da ich aber keine Geldspenden verwalten möchte, habe ich durch Kontaktaufnahme mit dem Zement- und Kalkwerk Otterbein eine andere Lösung gefunden. Ich habe die Zusage bekommen, dass Otterbein einen kompletten LKW Zementbaustoffe spendet und eingehende Geldspenden unbürokratisch in Material umwandelt ... zum Selbstkostenpreis!

Auf eine Bitte um Hilfe aus dem Ahrtal hat der Baumarkt Globus in Petersberg zudem Sonderpreise für Elektromaterial gewährt, damit potenzielle Spender dort Elektromaterial kaufen können.

Für das gespendete Material stellte die Firma Kress aus Neuhof ihr Firmengelände als Zwischenlager und Verladestelle sowie einen Sattelzug für den Transport der Ware ins Katastrophengebiet zur Verfügung. Es kamen sogar so viele Spenden, dass wir einen zweiten Truck brauchten, den uns Heiko Merz aus Hosenfeld zur Verfügung gestellt hat. Mit einer solchen Hilfsbereitschaft hätten wir nie gerechnet. Es ist wirklich überwältigend. Was für ein Glücksgefühl!

Das hat uns letzten Samstag Flügel verliehen, als wir die beiden LKWs beladen haben - ein großes Dankeschön an Karl-Michael Kress und die Helfer aus Wissels und Wisselsrod für die tolle Unterstützung.

Wir hatten einiges zu bieten: insgesamt 1.600 Säcke Putz / Estrich / Zement / Mauermörtel, sowie 3.000 Meter Elektrokabel und diverse Elektrogeräte, eine komplette Badeinrichtung, Duschwände, Installationsmaterial, Dämmplatten und unzählige Um es in das Überschwemmungsgebiet zu bringen, wurden Dämmstoffrollen verladen. Spontan plünderte Herr Kress sein Baustofflager und füllte Lücken am LKW mit Waren aus seinem Inventar.

Der große Lichtblick in der ganzen Misere sind die unzähligen privaten Helfer, die den Bewohnern gleich nach der Flut zur Seite standen. Ohne sie wären die Menschen völlig verzweifelt. Tausende Helfer sind seit dem 14. Juli quer durch Deutschland und sogar aus dem Ausland unterwegs, um den Menschen zwischen den Trümmern zu helfen und Hand in Hand mit ihnen zu arbeiten, sie zu trösten, für sie zu kochen und einfach für sie da zu sein inmitten der zerbrochenen Welt ringsum.

Auch viele junge Leute kommen ins Ahrtal, meist per Helfershuttle. All dies wird privat organisiert. Sie alle tun unglaubliche Dinge! Sie nehmen sich die Mühe, den Flutopfern ein Lächeln und ein Dankeschön aus tiefstem Herzen mit nach Hause zu nehmen. Das ist die größte Leistung, die man sich vorstellen kann.

Dieses Gemeinschaftsgefühl hat mich auch berührt und gepackt. Deshalb machten wir uns am frühen Sonntagmorgen von Fulda auf den Weg ins Ahrtal, ins Überschwemmungsgebiet.

Wir haben uns im Baustoffzelt telefonisch angemeldet und werden auf der Hauptstraße vor Walporzheim erwartet. Wir können die großen Lastwagen nicht bis zum Zelt fahren. Die Paletten müssen auf ein kleineres Fahrzeug umgeladen werden, als Shuttle dient ein LKW von Paletten Krenzer aus Poppenhausen. Auch die Firma Krenzer stellt seit Wochen Fahrzeuge für die Hochwasserhilfe zur Verfügung. Kostenlos, inklusive Manpower.

Schon hier an der Hauptstraße kommen die Leute mit Schubkarren und einem Lächeln in den Augen auf uns zu und fragen nach Baumaterial. Zum Glück habe ich mit 38 Jahren noch nie einen Krieg gesehen. Aber so stelle ich es mir aus den Geschichten meiner Großeltern vor, oder so ähnlich, es muss gewesen sein, als die Amerikaner nach Kriegsende Schokolade an die Kinder verteilten.

Hier im Ahrtal fehlt es an allen Materialien. Die Menschen sind weiterhin auf Spenden und tatkräftige Unterstützung angewiesen. Über 3.000 Häuser müssen repariert werden und der Winter naht.

Beim Umladen treffe ich einen speziellen Hochwasserhelfer, den ich auf meiner Baustelle in Marienthal kennengelernt habe. Er ist bereits seit sechs Wochen im Einsatz und versorgt die Helfer vor Ort aus seinem Volvo mit Anhänger mit Brot, Kaffee und Getränken. Alles aus eigener Initiative und finanziert durch private Spenden. Inzwischen hat sein Fahrzeug viel durchgemacht, aber Dellen und Kratzer sind ihm egal. Auch eine defekte Seitenscheibe hindert ihn nicht an seiner Arbeit. Das Wichtigste für ihn ist die Freude in den Gesichtern der Menschen. Dadurch entstehen auf beiden Seiten Glücksgefühle, die überall im Krisengebiet ausgetauscht werden und Menschen inspirieren, über sich selbst hinauszuwachsen!

Auf dem Weg zum Helfercamp treffe ich Sven. Der Ahrtal-Virus lässt ihn und einige andere aus meinem Bauteam auch nicht los. Die Jungen und Mädchen fahren seit Wochen jedes Wochenende ins Ahrtal und machen den Menschen eine Freude. Die Truppen treffen sich jedes Wochenende auf dem Gelände des Helfershuttles. Einige haben ihr Auto inzwischen so umgebaut, dass sie bequem darin schlafen können. Für dieses Engagement ziehe ich meinen Hut und zolle meinen größten Respekt.

Mein Schwager hat mich auf der Fahrt von Fulda ins Ahrtal begleitet. Auf meine Frage, ob er sich die Situation vor Ort so vorgestellt habe, sagte er nur: Sie haben vielleicht viel erzählt, aber ich hätte nicht gedacht, dass es hier so aussehen würde. Im Vergleich zu anderen Orten ist Walporzheim mittlerweile auf einem sehr guten Entwicklungsstand, wenn ich bedenke, wie es hier am ersten Tag nach dem Hochwasser aussah. Meterhohe Schwemme im Durchgang zwischen Kapelle und Sternerestaurant St. Peter.

Die Freiwilligen haben hier viel erreicht und sind zu einem verlässlichen Partner für die Menschen geworden, die noch auf diese Unterstützung und Spenden angewiesen sind. Es ist unglaublich, auch acht Wochen nach der Katastrophe ist kaum etwas von der vollmundigen, unbürokratischen Unterstützung durch Versicherungen und öffentliche Hand angekommen. Die Menschen sind enttäuscht und verzweifelt, sie sorgen sich weiter um eine Zukunft in ihrer zerstörten Heimat.

Ich werde weiter für den Wiederaufbau im Ahrtal "trommeln" und die Spendenaktion hoffentlich vielen Menschen empfehlen und noch mehr Baumaterial sammeln. Jeder Euro, jeder Sack Gips, jeder Farbeimer, jede Schraube hilft den Menschen und gibt ihnen eine Perspektive für die Zukunft. Die nächste Tour ist bereits geplant, am Sonntag, 26. September, können wir mit unseren Spenden hoffentlich wieder viele Flutopfer glücklich machen.

Ihre Spenden und Hilfsangebote sind wichtig und herzlich willkommen, bitte senden Sie eine E-Mail an: [email protected]

An dieser Stelle möchte ich mich bei allen großzügigen Spendern, Helfern, Unterstützern und Multiplikatoren der „Aktion Wiederaufbauhilfe – Osthessen hilft!“ bedanken. Danke schön. Mit ihrer Unterstützung wurde bereits vielen Menschen geholfen. Danke aus tiefstem Herzen! "(Sebastian Reinhardt)

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